Reserveantibiotika am Limit

Dramatischer Anstieg bei multiresistenten Keimen

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Berlin -

Im Jahr 2024 meldete das Nationale Referenzzentrum (NRZ) für gramnegative Krankenhauserreger an der Ruhr-Universität Bochum alarmierende Zahlen: Mehr als 10.000 eingesendete Proben mit multiresistenten Bakterien wurden analysiert – ein neuer Höchststand. Besonders besorgniserregend ist der drastische Anstieg von Bakterien, die auf wichtige Reserveantibiotika nicht mehr ansprechen.

Antibiotikaresistenzen bereiten der Wissenschaft zunehmend Sorgen, denn rund 1,3 Millionen Todesfälle pro Jahr sind laut aktuellen Schätzungen des Instituts für Health Metrics und Evaluation weltweit direkt auf antimikrobielle Resistenz zurückzuführen. In Deutschland sind es bis zu 9700 Todesfälle.

„Wir können eine intensivierte Überwachung nur dringend empfehlen“, betont Dr. Niels Pfennigwerth vom NRZ im aktuellen Jahresbericht. Denn für hospitalisierte Patienten stellten diese Erreger eine akute Lebensgefahr dar – es gebe oft kaum noch wirksame Behandlungsoptionen. Besonders besorgniserregend sei der drastische Anstieg von Carbapenemase-produzierenden Bakterien, denn gegen diese Erreger könnten wichtige Reserveantibiotika kaum etwas ausrichten.

Der Anteil dieser hochresistenten Isolate unter den Enterobacterales, zu denen etwa Escherichia coli oder Klebsiella pneumoniae zählen, ist laut dem im Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts (RKI) veröffentlichten Bericht von 43,9 Prozent im Jahr 2021 auf nun 61,1 Prozent gestiegen. „Die Zunahme von Infektionen oder Kolonisationen mit Carbapenemase-produzierenden Bakterienstämmen in Deutschland ist somit unseren Daten zufolge real und nicht nur durch gestiegene Untersuchungszahlen begründet“, stellt Pfennigwerth klar.

Trotz der wachsenden Bedrohung warnen Experten davor, dass die Finanzierung des NRZ durch das Bundesministerium für Gesundheit nicht mehr ausreiche, um die wachsenden Aufgaben zu bewältigen. Die Wissenschaftler fordern daher nicht nur den Erhalt, sondern eine deutliche Stärkung der Überwachungsstrukturen – um die rasante Verbreitung dieser gefährlichen Erreger zu stoppen.

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